Vor kurzem habe ich die Ausbildung zum Mediationslehrer abgeschlossen, am letzten Wochenende dieser Ausbildung machte ich zum ersten Mal die Ohso MahaMudra Mediation. Ich war sofort begeistert und als uns unsere Lehrerin Gilda erklärte, man könne alle Hindernisse überwinden wenn man diese Technik 3 Monate jeden Tag macht, biss ich sofort an und entschied mich dazu, mich in naher Zukunft dieser Herausforderung zu stellen.
Im Moment bin ich in Monat 2 und ja, mit dieser Technik und dem Versprechen, welches man sich selber gibt, jeden Tag, komme was wolle, auf der Matte zu stehen, gibt man sich einer schweren Herausforderung hin.
In diesem Beitrag werde ich von meinen Erfahrungen berichten, Monat für Monat, sodass ihr einen Einblick in diese anspruchsvolle Technik bekommt. Eines möchte ich ganz klar verdeutlichen, was ich hier schreibe sind die Erfahrungen die ich mache, sie sind daher sehr objektiv zu betrachten, meine Eindrücke müssen nicht zwangsläufig auf euch zutreffen, liebe Leser.
Was ist die MahaMudra Meditation von Ohso?
Ohso war ein indischer Guru der von 1931 bis 1990 lebte, er war und ist heute noch sehr heiß diskutiert und es gab viele Kontroversen in seinen Leben, dahingehend möchte ich jetzt aber nicht ins Detail gehen, im Grunde ist es mir auch egal, man kann von dem Menschen Ohso halten was man will, für mich sind seine Meditationen einfach der Hammer und genau auf den Punkt gebracht.
Die Mahamudra Meditation besteht aus 2 Teilen, ich selbst habe am Schluss noch einen extra Teil hinzugefügt. Sie dauert genau 60 Minuten.
Teil 1 ist ein Latihan des Körpers.
Teil 2 ist pure Hingabe an das Universum.
Teil 3 ist Entspannung und wirken lassen.
Teil 1: Das Latihan des Körpers
Die erste Phase der Technik dauert eine halbe Stunde, dabei geht es darum sich völlig entspannt, empfänglich, mit geschlossenen Augen auf seine Matte zu stellen. Dann wartet man bis ein Drang verspürt wird, seinen Körper zu bewegen ohne aktiv daran teilzuhaben, dieser Drang kommt aber nicht von einen selbst, man lässt einfach geschehen und die Energien, die sich außerhalb unserer Kontrolle befinden übernehmen, dadurch entsteht Bewegung die nicht von uns beeinflusst wird. Das Höchste übernimmt die Führung und wir bleiben einfach stiller Zeuge.
Teil 2: Pure Hingabe an das Universum
In der zweiten Phase begibt man sich auf seine Knie, die Augen bleiben geschlossen und man hebt seine Arme hoch, mit der Handflächen nach oben, und formt eine Art Kelch mit seinem Körper. So verweilend, lässt man die Energie von oben in sich eindringen, lass sie dich komplett und so tief wie möglich ausfüllen, je leerer dein Geist desto leichter wird es dir fallen, die Energie durch dein Kronenchakra aufzunehmen. Wenn dein Körper anfängt zu zittern oder sich zu schütteln, lasse auch dies als stiller Beobachter einfach zu.
Sobald du dich vollkommen von der Energie befüllt fühlst, sie über den Rand des Kelches zu fließen beginnt, verbeuge dich und berühre mit deiner Stirn den Boden. Lass die Energie einfach zur Erde fließen, du nimmst vom Himmel und gibst der Erde. Sobald du wieder leer geworden bist, erhebe dich erneut und beginne von vorne. Dies macht man mindestens 7 mal, jedes mal wird eines deiner 7 Chakren durchflutet.
Kleiner Tipp: Hier muss man nicht mitzählen, es passiert sehr wahrscheinlich öfter als 7 mal das man sich befüllt fühlt.
Teil 3: Entspannung und wirken lassen
In der dritten Phase begib dich in Shavasana, für Nicht-Yogis lege dich auf den Rücken, Arme auf die Seite und Handflächen nach oben.
Jetzt kannst du entspannen, versuche komplett loszulassen und gib dir Zeit bis du aus der Meditation herauskommen willst. Sei dankbar für was auch immer während der Technik passiert ist.
Ohso erklärt zu dieser Technik
„Wenn du das jeden Tag machst, wirst du in ungefähr 3 Monaten eines Tages spüren, dass du nicht vorhanden bist. Die Energie pulsiert einfach mit dem Universum – es ist niemand da, das Ego ist ganz verlorengegangen, der Macher ist verschwunden. Das Universum ist da, und du bist da, die Welle pulsiert mit dem Ozean – das ist Mahamudra. Das ist der letzte Orgasmus, der glücklichste Zustand von Bewusstheit, der möglich ist.“
Das ist die Technik kommen wir zu meiner Erfahrung
Wie oben bereits beschrieben, werde ich versuchen, jedes Monat einzeln zu behandeln, schau also wieder vorbei wenn du wissen willst wie es weitergeht mit der 3 Monat Ohso Mahamudra Meditation.
Monat 1 MahaMudra Meditation 01.07 - 31.07
So im nachhinein betrachtet ist es im ersten Monat vor allem darum gegangen, wie diese Technik funktioniert. Was nötig ist, um alles was ist zuzulassen und egal wie schön oder hässlich die Erfahrung auch war, loszulassen. Aber beginnen wir von vorne.
Die ersten paar Tage so circa die erste Woche war doch recht spektakulär und herausfordernd, ich bekam direkt eine spirituelle Genickklatsche, jetzt im Nachhinein bin ich dafür sehr dankbar und weiß, es sollte so sein.
Vor allem die erste Phase, die halbe Stunde Latihan war jedes mal sehr herausfordernd für mich, die 30 Minuten zogen sich und fühlten sich wie eine Ewigkeit an, als ob ich 5 Stunden auf etwas warten würde. Es entstand kaum Bewegung, nur in meinem Verstand entstand jeden Tag mehr Unruhe, "mache ich etwas falsch" "bin ich nicht genug" und weitere Gedanken strömten in meinen Geist, doch im Hintergrund immer das Wissen "gib' nicht auf, sei geduldig mit dir selbst". Aufgeben war an diesen Punkt zwar ein paar mal in meinem Geist, aufgrund meiner Erfahrung weiß ich, dass diese Gedanken nicht wahr sind, ich schenkte ihnen irgendwann keine Beachtung mehr und sie zogen wie Wolken am Himmel einfach an mir vorbei. Die erste Hürde war durchbrochen und ich ließ einfach zu.
Mit der zweiten Phase hatte ich kein Problem mich hinzugeben aber ein starkes Problem wieder loszulassen. Es fühlte sich einfach so gut an, mit dieser universellen, göttlichen Energie befüllt zu sein. So Ende der ersten Woche passierte es, dass ich plötzlich keine Energie mehr verspürte, ich machte die Übung einfach nur noch sehr statisch. Gleichzeitig kamen wieder diese Gedanken auf "Ich bin wertlos", "Wo ist meine Mitte", "was mache ich falsch", anfangs noch sehr schwer diese Gedanken als Gedanken zu enttarnen, fing ich an zu weinen, ich war so enttäuscht, nicht etwas vom Universum oder Gott sondern von mir selbst. Meditation ist nicht immer einfach, sagte ich mir, um am nächsten Tag, ich glaube es war genau am Ende der ersten Woche, die Einsicht zu erhalten, du musst loslassen. Und so ließ ich los und plötzlich war dieses warme Gefühl von Geborgenheit wieder da, ich spürte erneut das Universum durch mich durch fließen, ich war so dankbar und startete mit neuem Elan in die zweite Woche.
Die Probleme und Hürden der ersten Woche hinter mir lief die zweite Woche von Anfang an ganz anders, in der Latihan Phase begann ich einfach zuzulassen. Die Bewegung, die entstanden waren nie wirklich wild, es fühlte sich eher an wie wenn mich ein laues Lüftchen hin und her, vor und zurück trieb. Irgendwie fühlte ich mich wie ein Grashalm im Wind, ich ließ einfach zu, die Gedanken und Gefühle die dabei hochkamen waren immer sehr ruhig und einfach zu identifizieren. Gleichzeitig kam aber immer wieder ein Gedanke von "soll da nicht mehr passieren", dieser war teilweise sehr hartnäckig, aber irgendwann ließ ich auch ihn vorbeiziehen, so weit so gut dachte ich mir und blickte mit Vorfreude auf Woche 3, Vorfreude auf das, was sich noch alles in meinem Bewusstsein zeigen würde.
Auch Phase 2 ging in der zweiten Woche ganz ohne spektakuläre Widerstände vonstatten, ich gab mich der Energie hin, ließ mich anfüllen, gab ohne jede Anhaftung ab. Anstatt Widerständen kam diese Woche eher Einsicht in mein Bewusstsein, die Einsicht, dass diese Energie immer da ist, nicht nur wenn ich auf der Matte bin. So fühlte ich wie bereits nach der zweiten Woche ein innerer Friede entstand, der mich auch nach der Meditation nicht mehr verließ.
In der dritten Woche war das Latihan wieder sehr sanft, nur leichte vor und zurück Bewegung und ich war zufrieden damit, genau so wie der Grashalm sich auch nicht aufregt, wenn der Wind mal sanfter bläst, ließ ich einfach zu, ohne irgendetwas abzulehnen. So am Ende der dritten Woche war es dann so, dass gar keine Bewegung entstanden ist, gleichzeitig kamen sofort wieder Gedanken wie "was mache ich jetzt wieder falsch", ich ließ mich von ihnen aber nicht beeindrucken, sie zogen vorbei und ich blieb in der Beobachter-Rolle. So wie diese Gedanken entlarvt waren fing ich plötzlich an, sehr stark zu schwitzen, es floss wirklich wie nach einer intensiven Asana Praxis, was mich extrem verwirrt hat, als es das erste Mal passierte, Gedanken wie "was geht da jetzt ab" "verstehe nicht warum ich jetzt so stark schwitze" kamen daher und gingen auch für die nächsten Tage nicht mehr weg. Wie ich damit umzugehen habe, lernte ich erst in Woche 4.
In Phase 2 der dritten Woche wurde dieses Gefühl von Wärme und Geborgenheit immer deutlicher spürbar, bei jeder Verbeugung und Abgabe der Energie empfand ich große Dankbarkeit. Es war komplett leer und friedvoll. Nach der Meditation konnte ich diesen Frieden meist den ganzen Tag aufrecht erhalten, nicht weil ich es wollte oder anhaftete, einfach nur auf ganz natürliche Art und Weise. Alles fühlte sich leicht an, mein Körper, mein Verstand, auch das Leid meiner Mutter zu sehen, fühlte sich leicht an. Mit dieser Leichtigkeit ließ ich die dritte Woche hinter mir, gleichzeitig wurde mir bewusst wie schnell diese 3 Wochen doch vergangen sind und wie viel sich geändert hat. Mit großem Frieden und Vorfreude ging ich in Woche 4.
Das starke Schwitzen begleitete mich auch Anfang der vierten Woche wieder, anfangs immer noch verwirrt und wahrnehmend wie die Schweißtropfen meine Stirn und meinen Körper entlang flossen, ging ich wieder eine Ebene tiefer und ließ auch das, einfach sein. Plötzlich kam ganz intuitiv das Wissen, dass es sich hier um einen Reinigungsprozess handelt, ich begriff dass das Latihan der Bewegung sich nicht nur außen abspielte, mit außen meine ich hier meine Arme und Beine, wenn man zulässt, fangen sich auch die inneren Organe an zu bewegen. Dieses schwitzen war einfach nur die Antwort meines Körpers sich von Giftstoffen zu befreien. Auch meine Bauchregion fing in Woche 4 an sich zu rühren, es kam oft vor, dass ich zwischen Phase 1 und 2 eine Toiletten-Pause brauchte, das störte mich aber nicht, es fühlte sich viel mehr an, als ob Altlasten meinen Körper verlassen. Diese Phänomene begleiten mich auch jetzt in Monat 2 noch ab und zu, aber dazu später mehr.
Die zweite Phase in Woche 4 war jedes mal sehr intensiv, Mitte der Woche verspürte ich auch einen sehr starken Druck im Bereich meines dritten Chakras und als ich mich um loszulassen verbeugte, fing ich plötzlich an sehr stark zu weinen, ich weiß nicht warum, es fühlte sich nur so befreiend an und ich ließ es einfach zu, die restlichen Befüllungen an diesem Tag fielen mir dann zwar etwas schwer, das Weinen war doch recht ablenkend, ich weiß aber das es so sein musste. Die restliche Woche war diese Phase immer etwas schwerer, da sich viel Energie im dritten Chakra anstaute, es fühlte sich so an, als ob ein Luftballon aufgeblasen wird, der zwar bereit ist zu platzen, aber nicht platzte. Im Nachhinein weiß ich jetzt warum, dazu aber dann mehr in Monat 2.
Fazit erstes Monat
Was für einen Erfahrung, was für Einsichten, das erste Monat war für mich sehr intensiv und ich bekam langsam aber stetig die Übung und das Wissen, wie ich diese Meditation anzugehen habe.
Es dreht sich alles um zulassen und loslassen, beides Themen, die sich in unserem Leben immer wieder zeigen.
Die guten wie schlechten Erfahrungen, beides nur Wertungen in unserem Verstand, zuzulassen etwas aus den Erfahrungen zu lernen und sie einfach wieder gehen zu lassen. Oft viel leichter gesagt als getan.
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